30. Mai 2022

Liebeserklärung – darum begeistert mich die Bäckerbranche

Das Bäckerhandwerk ist momentan mehr als sonst im Gespräch. Denn es ist laut, fordert Beachtung und Hilfe ein angesichts der aktuellen Herausforderungen. Und das tut es zurecht und ich finde super, dass die Bäckerbranche auf sich aufmerksam macht. 

 

Nun kommt das berühmte Aber…. Wenn ich die Perspektive eines Außenstehenden annehme und schaue welches Bild sich mir aktuell in der Mehrzahl bietet, sehe ich vor allem 2 Dinge:

  1. Eine Branche steht vor unbekannt großen Herausforderungen und braucht Hilfe, einige schaffen es nicht die Herausforderungen zu stemmen
  2. Personalnot wohin das Auge blickt – überall wird gesucht, einige schaffen es nicht wegen fehlendem Personal

Ja, beide Herausforderungen stimmen. Keine Frage, aber (schon wieder), der Umgang damit wirkt nach außen teilweise wie Ohnmacht. 

Ist das attraktiv? Wird irgendjemand in Erwägung ziehen in eine Branche zu gehen, die heftige Themen zu bewältigen hat, dies aber nicht zu schaffen scheint?

 

Wie geht Ehrlichkeit + Attraktivität?

Ich sehe schon empörte Gesichter vor mir. Ich leugne keineswegs, dass diese Herausforderungen vor uns stehen, bzw. wir mitten drin sind. Und ich betone noch einmal: ich finde es super, dass die Branche laut wird.

Wünschen würde ich mir jedoch, dass sie zusätzlich aktiv wird und darüber spricht, was sie tut, um es zu schaffen.

Denn die Branche macht ja alles, aber nicht stillstehen. Das zeichnet die Branche auch mit aus, wir gehen damit aber zu wenig raus und vergessen unsere Stärken herauszuholen und zu betonen.

Diese zu finden ist auch nicht immer leicht. Wir sehen sie vielleicht vor lauter Herausforderungen nicht mehr.

Fallen dir selbst keine Vorzüge der Bäckerbranche mehr ein? Dann bitte schnell Stift und Zettel schnappen, Scheuklappen runter und noch einmal in die Ideenfindung gehen.

Wenn wir uns allein anschauen wie lang es das Bäckerhandwerk schon gibt und was es alles schon überlebt hat (insgesamt, ich spreche nicht von „Einzelschicksalen“), zeigt sich die Beweglichkeit. Ich bin davon überzeugt, dass das Bäckerhandwerk nach wie vor so viel zu bieten hat, dass es sich lohnt in diese tolle Branche zu kommen. Auch jetzt!

Aber diese Überzeugung habe ich nur und kann ich nur haben, weil ich die Branche kenne, Teil von ihr bin. Außenstehenden müssen wir davon erzählen.

 

Du hast immer noch keine Stärken gefunden? Dann gebe ich dir hier ein paar:

  1. Das Bäckerhandwerk hat Tradition und besteht schon seit Jahrtausenden.
  2. Backen ist Magie
  3. Backwaren waren und sind beliebt
  4. Jeder Mensch kennt Backwaren
  5. Wir können alle auf Erfahrungen mit Bäckern blicken (Brötchen holen, Snacks holen, Kuchen….)
  6. Das Bäckerhandwerk ist von seinen Produkten absolut positiv besetzt (Frühstück mit Brötchen, Brot, Kuchen….)
  7. Menschen gönnen sich gemütliche Momente mit köstlichen Backwaren
  8. Die Bäckerbranche ist auch offen für Quereinsteiger/innen
  9. Das Bäckerhandwerk bietet eine Vielzahl an Berufen und Möglichkeiten
  10. Bäckerhandwerk verändert sich und wird nie langweilig…..

Ich könnte noch ewig so weitermachen. 

 

Im Weg steht auch der Kopf bzw. das Kopfkino

Zukunftsängste sind ekelhaft und haben eine fiese Eigenschaft – Sie nutzen die Kraft der Gedanken. Und diese finden immer sehr zuverlässig die schlimmsten Horrorszenarien. Hinzu kommt, resultierend aus den Ängsten, dass uns Gedanken bremsen, wenn wir dann doch anfangen neue Ideen zu entwickeln. Wir kennen alle innere Sätze wie „Das haben wir schonmal probiert“ oder „Das haben wir noch nie gemacht und das wird sicher nicht klappen.“ Resignation klopft ebenfalls an die Tür und möchte uns erzählen, dass das doch alles keinen Sinn hat.

 

Ich widerspreche dem und sage: Doch! Erst wenn alles (auch vermeintlich Verrücktes) probiert wurde, können wir in Erwägung ziehen, dass da was nicht klappt. Das Bäckerhandwerk wird sich stark verändern. Sicherlich. Das hat es aber schon immer getan. 

Der Sturm ist da. Wir entscheiden nun, ob wir uns dem Wind ergeben oder die Segel setzen. Den Sturm zu bestehen wird hart, einiges abverlangen, vielleicht wird auch das ein oder andere Segel reißen. 

 

Segel setzen, Ideen finden und gemeinsam stark sein

Um bei dem Bild des Segelboots zu bleiben: Wen braucht es da am meisten? Genau, das Team. Also ist es gerade jetzt wichtig unsere Teams mitzunehmen, um Ideen zu bitten, offen mit ihnen zu sprechen und gemeinsam zu schauen wie wir die Segel richtig setzen können. 

 

Ganz wichtig, bzw. sogar die Voraussetzung dafür, ans Ziel zu kommen, ist jedoch, dass wir eines haben. Und das trotz der aktuellen Umstände. Da kommen sie dann wieder – die Massen an ABER. 

Um zielstrebig und mit Strategie in die Zukunft zu gehen, müssen wir sie (die ABERs) dann einmal zum Schweigen bringen. Sie sollen uns frei denken lassen. Dann haben wir auch die Chance neue Ideen zu entwickeln.

 

Mögliche Ansatzpunkte könnten die Öffnungszeiten sein, das Sortiment oder zielgruppengenaue Mitarbeitersuche, Arbeitszeitmodelle. Und auch in dem Bereich sind noch einige Wege offen, die bisher noch nicht von vielen gegangen werden.

 

Ehrlich attraktiv – geht das?

Ja, indem wir zwar die Herausforderungen verdeutlichen, aber auch kommunizieren wie wir uns ihnen stellen, jeder für sich und alle gemeinsam. 

Ich glaube an die Bäckerbranche, eine starke Branche mit tollen Menschen und tollen Produkten. Mein Wunsch wäre, dass sie selbst in noch größerem Ausmaß an sich glaubt.

 

Danke an Patricia Bakker vom Knipswerk Leer für das tolle Foto 🙂