Ehrlich attraktiv – die aktuelle Herausforderung
Ich möchte euch einmal mit auf eine kurze Reise nehmen – eine Reise durch die leckerste Branche der Welt. Eine subjektive Perspektive, die ich aber mit euch teilen möchte. Eine Reise, die euch mich und meine Mission erklärt. Also, macht es euch gemütlich und steigt ein….
Am besten mit Nutella
Stellt euch vor ihr seid in einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide. Ein kleines Dorf mit wenig Einwohnern, 2 „Tante Emma“-Läden, einer kleinen urigen Kirche und – einer Bäckerei. Es ist Samstagmorgen. Ein kleines Mädchen, 3 Jahre alt, geht mit ihrer Mama zum Bäcker. Das Mädchen liebt den Duft der Backwaren und nimmt die 3 Stufen bis zum Laden in großer Vorfreude.
Denn das Mädchen weiß – hinter der Tür erwartet es viele Leckereien und der nette Bäckermeister, der mit seiner Frau das Dorf mit Backwaren versorgt. Schnell findet das Mädchen seine Lieblinge: Hörnchen. Nicht die süßen, sondern die aus dem knusprigen Brötchenteig. Die sind unfassbar lecker und knackig und so praktisch: Abbeißen, Nutella drauf, wieder abbeißen usw.. Klar, die Puddingbrezeln sind auch toll, aber nichts geht über diese köstlichen Hörnchen.
Wie ihr euch denken könnt, war ich dieses Mädchen. Ich erinnere mich nach 37 Jahren immer noch an den Laden und vor allem die Hörnchen. Es hat tatsächlich auch über 30 Jahre gedauert bis ich einmal wieder in den Genuss solcher Hörnchen (jedenfalls ähnlicher) kommen konnte. Denn dieses unfassbar geniale Produkt gab es nirgends. Nachdem die Bäckerei geschlossen hatte in dem kleinen Dorf, habe ich sie nie wieder bekommen.
Emotionen und Erinnerungen
Ich muss auch in dem Alter gewesen sein, als sich meine Erinnerung an Ostfriesland und meinen Opa unzertrennlich mit einem Brot verband: Immer wenn ich an meinen Opa denke, den ich leider nur kurz erleben durfte, sehe ich den Brotteller aus Holz vor mir. Er steht auf dem schwarzen Holztisch in Opas Esszimmer. Auf dem Rand des Tellers ist „unser täglich Brot gib uns heute“ eingeschnitzt. Auf dem Holzteller liegt es – das Schwarzbrot. Ostfriesland ohne Roggenvollkornschrotbrot ist gar nicht vorstellbar. Für mich auch eine Erinnerung an meinen Opa nicht. Das Brot bedeutet für mich Heimat, denn hier, in diesem Haus lebe ich nun.
Auch in Zeiten, in denen ich nicht in Ostfriesland gelebt habe, musste immer wieder das gute Schwarzbrot aus der Heimat mit. Am besten mit Käse oder eben – so wie meine Tante es liebte – mit grober Braunschweiger vom Dorfschlachter. Aber nur von dem. Der Geruch der geräucherten Wurst und des Brotes waren die Kindheitserinnerungen meiner Tante und wurden zu meinen mit der Tante wenn sie zu Besuch war.
Ich muss zugeben, dass meine Familie nicht immer beim Bäcker das Brot geholt hat, sondern durchaus auch im Supermarkt. Nur eines nicht: Das Schwarzbrot. Das musste immer vom Bäcker sein. Ich fand als Kind immer faszinierend, dass es in silbernen oder goldenem „Papier“ eingeschlagen war, verschlossen mit einem Gummiband.
Meine Tante lebte in Hessen, so wie ich später im Studium auch. Als wir noch zu ihr zu Besuch gefahren sind, habe ich es geliebt mit ihr zum Bäcker zu gehen und dieses runde Brot mit der krossen Kruste zu kaufen. Es war viel dunkler gebacken als Brot bei uns. Ich liebte den Duft und – es zu schneiden. Denn meine Tante hatte eine alte Brotschneidemaschine mit einer Kurbel. Immer ein Erlebnis durch die kräftige Kruste zu schneiden. Dann Butter und selbstgemachtes Apfelgelee auf das Brot und der Urlaub bei meiner Tante konnte beginnen.
Besondere Momente
Man könnte meinen ich würde mir all diese Momenten nur ausdenken, um Geschichten zu erzählen, aber dem ist nicht so. Ich erzähle meine Geschichte.
Mein Papa war Pastor im Ruhestand als wir nach Remels zogen. Mein Opa war Dorflehrer gewesen und bei den Großeltern meiner Freunde eine bekannte Größe. Ich hatte nämlich vom Alter her 2 in1 – Papa und Opa. Papa kannte also auch das alte Remels, die alte Schule, die Zeit vorm Krieg und die Zeit danach. Dies führte dazu, dass er in meine Grundschulklasse kam, um uns von damals zu berichten. Ich konnte mich nicht nur auf meinen Papa, sondern auch auf eine Überraschung zur Pause freuen. Denn zu diesem besonderen Anlass brachte Papa Brötchen mit. Und zwar auch meine geliebten Müslistangen mit den süßen Rosinen, den nusseigen Sonneblumenkernen und Haferflocken. Weich und perfekt für die Pause. Und das Beste: Er hatte viel mit, sodass auch meine Freunde vom Besuch nicht nur im Wissen profitierten.
Erst Jahre später habe ich begriffen worum es sich hierbei handelte. Wir kennen es alle: Schlafen bei der besten Freundin – immer ein Abenteuer. Egal, dass sie nur 100 Meter entfernt wohnte – dort zu schlafen war wie eine weite Reise weg von zu Hause. Der Spaß begann mit dem Abendbrot. Bei meiner Freundin gab es nicht nur eine Schublade voller Süßigkeiten, die zu derartigen Anlässen geöffnet werden durfte, sondern es gab auch immer so besonderes Brot. Zum einen ein saftiges Graubrot. Und dann einen Hefezopf mit Mohn. Ich liebte beide Sorten mit Käse oder morgens dann mit Nutella und freute mich schon immer darauf. Es gehörte zum Abenteuer.
Jahrzehnte später, als ich im Familienbetrieb gestartet war, begriff ich endlich um welches Brot es sich handelte: Um unser Graubrot und unseren Mohnzopf. Die Erinnerung kam auf einmal wieder. Also war ich – ohne es zu wissen – schon viel länger mit dieser Bäckerei verbunden.
Vorbestimmung oder einfach Leidenschaft?
Ich finde es selbst spannend wie verbunden ich schon mein Leben lang mit der Bäckerbranche war ohne es zu bemerken. Eigentlich ist es ja nur eine logische Konsequenz, dass ich mich der leckersten Branche der Welt verschrieben und es mir zur Aufgabe gemacht habe, Menschen IN und Menschen VON der Branche zu begeistern.
Auch wenn Umwege dahin nötig waren, bin ich genau richtig. Es gäbe noch mehr Geschichten und Erinnerungen mit Backwaren, die ich hier erzählen könnte.
Wie ist es bei euch? Ich wette, dass jeder Mensch eine Erinnerung mit einer Bäckerei oder zumindest mit Backwaren hat. Ist das nicht genial? Wir sind eine Branche, die jeder kennt, in der jeder sein Lieblingsprodukt hat, mit der jeder auch etwas Positives verbindet. Wir sind Tradition, aber Tradition, die nicht stehengeblieben ist, sich neu erfindet wenn es sein muss, Krisen durchsteht und immer für ihre Kunden da ist. Seit Jahrhunderten – nein Jahrtausenden – spielen Backwaren eine Rolle im Leben der Menschen.
Seit ich zudem weiß, was das Handwerk dahinter bedeutet, bin ich nicht nur verliebt, sondern fasziniert. Fasziniert von der Backkunst, der Magie, die da im Teig und später im Ofen passiert. Die Handgriffe der Helden der Nacht sind für mich auch kleine Wunder, die Vielfalt der Produkte aus letztlich so „wenigen“ Zutaten für mich faszinierend.
Nicht nur die Backwaren und deren Herstellung faszinieren mich. Ich liebe es Gastgeberin zu sein und Menschen den Tag zu versüßen. Das macht der Fachverkauf täglich. Er zaubert Menschen ein Lächeln ins Gesicht, hilft weiter, empfiehlt, richtet her, zaubert Genuss und verschönert den Alltag. Wenn das kein genialer Beruf ist, was dann?
Ich könnte noch ewig so weiter machen. Das kommt aber einmal in anderer Form. 🙂 Jedenfalls bin ich mega dankbar in dieser tollen Branche begeistern und gestalten zu dürfen und mit dafür für Erlebnisse und Begeisterung bei Kunden zu sorgen.
Denn wer weiß, vielleicht ist bereits das nächste kleine Mädchen mit der Mama unterwegs zum Bäcker, um auf seine erste Erinnerung an die leckerste Branche der Welt zu treffen.
Lasst uns solche Erinnerungen schaffen und Menschen begeistern!